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Publications

Rapport annuel IFS ITMS IRMS 2008

Die Kommission traf sich im Berichtsjahr zwei Mal, um die laufenden Geschäfte zu besorgen. Der Kommissionspräsident Markus Peter informierte sich regelmässig in Treffen mit der Leiterin Rahel C. Ackermann und mit dem Team über die verschiedenen Projekte.

Das Team des IFS ist unverändert. Wegen eines Unfalls fiel Michael Nick während sechs Wochen aus, was bei den von ihm betreuten Projekten zu leichten Verzögerungen führte. Am Jahresende sind 240 Stellenprozente besetzt. Hinzu kommen knapp 100 Stellenprozente, die über Drittmittel finanziert werden: über das IFS werden die Fundmünzen in den Kantonen Basel-Stadt (keltische und römische Neufunde, M. Nick und M. Peter), Bern (S. Frey-Kupper) und Zug (S. Doswald) bearbeitet. Zudem kann über unser Nationalfonds-Projekt zu keltischen Münzen in der Schweiz eine halbe Stelle geschaffen werden.

Mit der gewohnten Sorgfalt erledigte die SAGW unsere Finanz- und Personaladministration. Für die gute und stets freundliche Zusammenarbeit danken wir dem ganzen Team und insbesondere Annemarie Hofer.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Verschiedene Anfragen auch aus dem Ausland und Dienstleistungen für verschiedene Kantonsarchäologien – von der Durchsicht der numismatischen Neufunde über das Dokumentieren und Aufarbeiten kleinerer Bestände bis zum Vermitteln und Betreuen von Münzrestaurierungen – hielten uns vielseitig und abwechslungsreich auf Trab.

Unsere FileMaker-Applikation NINNO steht in der Fundmünzenbearbeitung der Kantone Aargau, Basel-Stadt, St. Gallen, Zug und Zürich im Einsatz, zudem in der Zentralschweiz, für die Tessiner Kirchenfunde und in unserem Keltenprojekt; gesamthaft sind rund 17’900 Münzen darin erfasst. – Die zentrale Datenbank IFSA bewährt sich im Alltag. Die Programmierung der Abfragemöglichkeiten und der Publikationsexporte wurden im Berichtsjahr intensiv vorangetrieben.

Die Bibliothek konnte durch zwei grössere Schenkungen des Münzkabinetts am Kunsthistorischen Museum Wien und aus dem Nachlass einer Privatperson um wichtige numismatische Werke und solche zur Schweizer Archäologie erweitert werden. Vor allem über Schriftentausch mit den archäologischen Diensten der Schweiz und den Fundmünzenunternehmen im Ausland bauen wir unseren Bestand stetig aus. Seit die Bibliothek online erschlossen ist, vermehren sich Konsultationen durch Auswärtige.

Tagungen und Vorträge

Die Mitarbeiter des IFS nahmen an verschiedenen Tagungen im In- und Ausland teil. Hervorzuheben ist das Herbsttreffen des Arbeitskreises für experimentelle Numismatik, das auf Einladung von Augusta Raurica und des IFS in Augst stattfand. M. Peter organisierte zu diesem Anlass in Zusammenarbeit mit dem IFS ein Kolloquium zu Zeugnissen antiker Münzproduktion in der Schweiz, in dessen Rahmen die keltischen und römischen Münzstempel und Münzgussformen aus der Schweiz im Original zusammengeführt werden konnten. Unsere Gäste aus Deutschland, Belgien und der Schweiz haben die angeregten Diskussionen sehr geschätzt. Ein kurzer Bericht zur Tagung ist auf unserer Homepage einsehbar.

M. Nick bzw. J. Diaz waren als Vorstandmitglieder massgeblich an der Organisation der Jahresversammlungen der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) in Neuenburg und der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) in St. Gallen beteiligt. R. C. Ackermann nahm am 3. Österreichischen Numismatikertag in Wien teil und stellte ihr Projekt zur Münzprägung der Herren von Haldenstein vor.

M. Nick und M. Peter haben zusammen eine Lehrveranstaltung am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie der Römischen Provinzen der Universität Bern durchgeführt mit dem Titel «Einführung in die keltische und römische Numismatik». Die Studierenden besuchten das IFS im Rahmen dieser Veranstaltung, zudem haben einige die Bibliothek konsultiert.

Forschungsprojekte

Unser wichtigstes Forschunsprojekt ist zur Zeit das Nationalfonds-Projekt zu den keltischen Münzen der Schweiz. Die Hälfte der bewilligten drei Jahre sind um, M. Nick ist in der Datenerhebung weit fortgeschritten: Im Gesamten sind rund 1’530 Münzen der Kantone AG, BS, BL, FR, JU, GR, LU, SG, SH, SZ, TG, TI, UR, VS, ZH und dem Fürstentum Liechtenstein erfasst. M. Nicks Auswertung der Münzspektren aus den beiden spätkeltischen Siedlungen von Rheinau (ZH) und Altenburg (D) erbrachte zudem neue Erkenntnisse zur Chronologie und zur funktionalen Interpretation der keltischen Münzen: In Altenburg konnte er eine ältere von einer jüngeren Phase des Münzumlaufs unterscheiden; die jüngere mit einem überproportionalen Anteil an Silberprägungen entspricht weitgehend derjenigen von Rheinau und zeigt die Siedlungsausdehnung auf schweizerisches Gebiet im zweiten Viertel des ersten Jahrhunderts v. Chr. über den Vergleich mit weiteren schweizerischen und französischen Fundplätzen dieser Zeit konnte er zudem einen Funktionswandel von einer zivilen Siedlung hin zu einem militärisch genutzten Platz erschliessen.

In Basel wurde die Aufnahme der mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzfunde durch das Münzkabinett des Historischen Museums Basel weitergeführt und steht kurz vor dem Abschluss (gemeinsames Projekt mit der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt und dem IFS).

Publikationen

Regelmässig verfassen die Mitarbeiter des IFS Arbeiten, die ausserhalb unserer eigenen Publikationsreihe erscheinen, um die Arbeit des IFS auch über die (Fundmünzen-)Numismatik hinaus sichtbar zu machen. Im Berichtsjahr konnten wir die Bearbeitung zweier grösserer Bestände abschliessen und publizieren: Die Münzfunde aus Kirchen des Kantons Aargau (J. Diaz, erscheint in den Schweizerischen Numismatischen Rundschau) und die Fundmünzen aus dem Kanton Glarus (J. Diaz, R. C. Ackermann und M. Nick, erscheint im Jahrbuch des Historischen Vereins Glarus; siehe separate Berichte). Das Bulletin 15, 2008 erscheint termingerecht auf Ende Jahr und wird den Schweizer Münzblättern beigelegt werden; wir danken der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft für die regelmässige und grosszügige Unterstützung dieser Publikation. – Weitere Publikationsprojekte wurden weitergeführt. Die Druckvorbereitungen zu Zug II sind weit fortgeschritten, der Band wird in der ersten Jahreshälfte 2009 erscheinen. Die Aufarbeitung der Fundmünzen aus Tessiner Kirchen steht kurz vor dem Abschluss: Das Ufficio dei beni culturali hat den Grossteil der Kirchen aufgearbeitet und die archäologische Einordnung der Münzen vorgenommen, den Katalog von H.-U. Geiger aus dem Jahr 2002 hat J. Diaz überarbeitet, unterstützt von M. Matzke. C. Mages hat sich auf die Kontrolle und Ergänzung der Aufnahme der Neuenburger Fundmünzen konzentriert. Vorbereitungsarbeiten zu weiteren Bänden sind am Laufen.

Öffentlichkeitarbeit

Unsere Homepage ist nach wie vor unser wichtigster Auftritt gegen aussen. Im Berichtjahr wurde sie um gewichtige Teile erweitert: Die Transkriptionen zu Münzfunden aus den Archiven der Antiquarischen Gesellschaft Zürich (AGZ) und der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel (HAG), die das IFS in den Jahren 1999–2005 durch M. Trachsel und S. Doswald erstellen liess, sind online als Datenbank erschlossen. Damit steht der Forschung ein wichtiges Instrument zu Münzfunden vor allem des 19. Jahrhunderts zu Verfügung. Zudem wurde der Bestand an Downloads von Publikationen erweitert; auch stehen nun alle Bulletins des IFS online als PDF zur Verfügung.

In Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Obwalden konnten wir in Stans einen Münzbestimmungstag durchführen, an dem gegen hundert Fundmünzen aus der Region vorgewiesen wurden und in der Folge von J. Diaz bearbeitet und in sein Manuskript zu Münzfunden der Zentralschweiz eingearbeitet werden konnten.

Das IFS war wiederum mit einem Informationsstand am Römerfest in Augst vertreten. J. Diaz hat auf Einladung des Historischen Vereins des Kantons Glarus die Ergebnisse der Aufarbeitung der Glarner Fundmünzen vorgestellt.

Münzfunde der Kantone Glarus und Aargau

Münzen und Münzfunde aus dem Kanton Glarus

In Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein des Kantons Glarus und dem Münzkabinett der Stadt Winterthur hat das IFS das 88. Jahrbuch des Vereins erarbeitet, das vollständig der Numismatik gewidmet ist. Die Münzfunde sämtlicher Epochen aus dem Gebiet des Kantons Glarus wurden aufgearbeitet: Aus 44 Fundkomplexen konnten Informationen zu über 140 (oder 290?) antiken Münzen, über 50 mittelalterlich/neuzeitlichen Prägungen und zu einigen münzverwandten Objekten zusammengetragen werden. Sämtliche Münzen sind – soweit greifbar – ausführlich beschrieben und in Photos wiedergegeben. Ausführliche, nach Epochen getrennte Kommentare betten die Funde in einen grösseren Zusammenhang ein. Des weiteren werden die Glarner Münzen aus Funden in der Schweiz aufgelistet. Ein wichtiger Beitrag bildet die Dokumentation aller bisher bekannten Glarner Schillinge des 17. Jahrhunderts.

Genovino von Genua unter französischer Herrschaft, geprägt 1396–1409 (Goldmünze im Gewicht von 3.15 g, Dm. 20.2 mm), gefunden in Schwanden GL. Vs. Stadttor (Photo IFS, F. Schwaller).
Genovino von Genua unter französischer Herrschaft, geprägt 1396–1409 (Goldmünze im Gewicht von 3.15 g, Dm. 20.2 mm), gefunden in Schwanden GL. Vs. Stadttor (Photo IFS, F. Schwaller).

Münzfunde aus Aargauer Kirchen

J. Diaz hat sämtliche nachantiken Münzfunde aus Aargauer Kirchen bearbeitet. Lediglich als Tabelle fanden die Funde aus der Stadtkirche Baden (Publikation von H. W. Doppler erschienen Ende 2008) und Bad Zurzach (publiziert 1988) Eingang. Die Gesamtanzahl von 250 Münzen (und einem Rechenpfennig), verteilt auf 20 Fundplätze, ist nicht sehr hoch, lässt aber erste Aussagen zu. Es wurden in erster Linie Prägungen des 15. und 17. Jahrhunderts gefunden. Ein Zusammenhang zwischen der nach 1415 erfolgten territorialen Trennung des heutigen Aargau und den Münzfunden konnte nur andeutungsweise festgestellt werden. Der in dieser Zeit beinahe fundleere Berner Aargau könnte als Hinweis auf ein geändertes Spendeverhalten nach der Reformation gedeutet werden. – Der Katalog und die Auswertung erscheinen als längerer Aufsatz in der Schweizerischen Numismatischen Rundschau 87, 2008.

Pfennig der Stadt Laufenburg, geprägt nach 1399 (einseitige Silbermünze im Gewicht von 0.34 g, Dm. 18.1 mm), gefunden in der Kirche Heilig Kreuz in Sarmenstorf. Löwenkopf nach links zwischen L – O (Photo IFS, F. Schwaller).
Pfennig der Stadt Laufenburg, geprägt nach 1399 (einseitige Silbermünze im Gewicht von 0.34 g, Dm. 18.1 mm), gefunden in der Kirche Heilig Kreuz in Sarmenstorf. Löwenkopf nach links zwischen L – O (Photo IFS, F. Schwaller).

Rahel C. Ackermann